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Unser Interview mit Lehrgangsleiterin Christine Weber (Teil 1)

Um euch noch einen kleinen Einblick in unseren diesjährigen Lehrgang “Outdoorkompetenz in Gruppenprozessen” zu geben, haben wir diesmal ein Interview mit Christine Weber, eine der Mitorganisatorinnen, durchgeführt. Wir sind uns sicher, dass dadurch auch einige Fragen beantwortet werden, die euch vor der Anmeldung in den Sinn kommen könnten.

Christine Weber ist Lehrgangsleiterin, diplomierte Sonderpädagogin, Erlebnispädagogin, Outdoortrainerin sowie Wanderführerin. Die 49 jährige Allrounderin ist nicht nur unsere Nummer 1 in Sachen Gruppenleitung von Jugendlichen, Erwachsenen und Kindern, sondern kennt sich auch noch mit Kartographie, Hochseilen und der Fauna und Flora rund um die Alpen aus. Eigentlich passt sie wie die Faust aufs Auge – denn genau diese Fertigkeiten werden euch, den zukünftigen Teilnehmern unseres Lehrgangs, näher gebracht.

Liebe Christine, wie genau bist du eigentlich auf deinen bisherigen Lebensweg gekommen? Was hat dich genau da hingeführt, wo du heute stehst?

Begonnen hat es eigentlich schon früh, genauer gesagt war ich gerade mal 15 Jahre alt, als ich meine ersten Gruppen geleitet habe. Da kam es dann relativ schnell zur für mich, richtigen Entscheidung, mit Menschen und Ideen zu arbeiten. Da kommt man dann sehr schnell automatisch auf die Seminar-Thematik. Ich war auch schon immer relativ oft auf Bergen unterwegs, deswegen war es nur ein logischer Schritt, dass alles was ich in diese Richtung mache, auch eher im Outdoorbereich stattfinden muss. Oder zumindest sollte das so sein! Der Sport in der Natur, die Gipfel der Alpen, dabei Pflanzen entdecken, Menschen besser kennenlernen, vor allem sich selbst besser kennenlernen, das alles war dann  schon auch ausschlaggebend für die heutige Richtung meiner Tätigkeit. Dinge, die nebenbei noch fantastisch sind: Das Schlafen unter dem Sternenhimmel, das Phänomen Wetter, dem man sich immer wieder aufs Neue improvisierend stellen muss, die Geologie und auch das Lagerfeuer mit Gitarre nach einer vollbrachten Wanderung.

Wie genau hast du dann deinen Weg zum Outdoorlehrgang gefunden?

Das war im Jahr 1999, Freiraum hat damals den Lehrgang angeboten und ich war so enthusiastisch und voller Tatendrang, dass ich der Sonderpädagogik den Rücken gekehrt hab – rückblickend die richtige Entscheidung. Plötzlich war die Seminartätigkeit endlich da, für mich und auch offiziell. Da ging es dann in erster Linie viel um Kommunikation, Beschwerdemanagement, Musik mit Kindern usw. usf.! In diesem Lebensabschnitt hab ich dann auch den Michael kennengelernt. Der Entschluss auch den Wanderführer zu absolvieren hat uns verbunden und wir haben das dann auch gemeinsam gemacht. Und da kam uns die Idee den Lehrgang mehr auf Outdoor zu tunen, bzw. den Fokus mehr nach draussen zu verlagern. Der Mittelpunkt sollte unserer Meinung nach mehr in Richtung Wandern gehen und dabei eben: Lernen, Erfahren und die Reflexion durch Gruppendynamik entstehen lassen. Ich glaub, das ist uns ganz gut gelungen! Alleine was da alles für die persönliche Entwicklung entstehen kann ist großartig. “Ich wandere mir zu”! Was entsteht da in Gruppen beim Gehen?

Der Weg ist das Ziel
Der Weg ist das Ziel

Das ist gerade auch sehr passend seit dem der Virus uns seit 2 Jahren begleitet, oder?

Ich würde sagen, das ist grad mehr als perfekt – gerade jetzt wollen Menschen wieder mehr raus, neu entdecken, nicht nur einen Berg oder den nächsten Wanderweg, sondern auch sich selbst. Und klar, das muss und kann nicht immer ein 4000er sein, da reichen kleine Schritte und Wege – alles angepasst eben. Das ist auch der Grund, warum Michael und ich da neben den fixen Punkten des Lehrgangs sehr dynamisch arbeiten werden. Wir wissen ja auch noch nicht genau, wer sich alles anmelden wird. Es kann natürlich auch jeder selbst entscheiden, wie tief und intensiv er sich bei dem Lehrgang mit sich selbst auseinandersetzt.

Wie kann man sich das mit den Wanderungen genauer vorstellen?

Das erste Modul wird sich im Höllental abspielen, eine Nacht wird zudem draußen verbracht werden. Im zweiten Modul gehen wir dann auf das Wetter ein, bzw. was zu tun ist, wenn es mal ein bisschen ungemütlich wird – so, dass es dann eben nicht mehr ungemütlich ist. Auf was ist hier zu achten? Wie kann ich vieles, was passieren koennte, schon prophylaktisch vermeiden? Solche Dinge eben. Beim dritten Modul geht es dann richtig in die Berge und das Ganze gleich mal für 4 Tage. Also da werden dann auch ein paar Höhenmeter fällig.  Wer sich im Gesäuse auskennt, hat hier schon mal einen kleinen aber feinen Vorteil.

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Christine, wieder mal am Gipfel

Das dritte Modul kann ich mir auch anderweitig anrechnen lassen? Ist das so korrekt?

Ja genau, das ist dann schon auch sehr praktisch. Das dritte Seminar kann ich mir  nebenbei noch als Modul 1 für den VAVÖ Wanderführer anrechnen lassen. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Ich habe selbst davon schon 1999 davon profitiert und das ist bis heute noch aktuell – eine sehr gute Sache wie ich finde. Vor allem geht es auch darum, hier den Leuten das richtige Handwerkszeug mitzugeben. Wie lege ich das Ganze mit Karten und GPS an? Wie plane ich die korrekte Zeit mit der Gruppe ein – es geht also schon auch um die Logistik, das darf man auf keinen Fall unterschätzen.

Durch das Winter Wonderland!
Durch das Winter Wonderland!

Also gibt es auch eine Krisenkommunikation?

Ja klar, auf alle Fälle. Es geht darum für nahezu alles gewappnet zu sein, man soll sich ja sicher fühlen. Mit der Verantwortung eine Gruppe zu leiten, muss das eigene Bewusstsein/Selbstbewusstsein schon dafür geschult sein.

Wie schaut es juristisch aus?

Das ist eben der Punkt. Auch die rechtlichen Schritte sind extrem wichtig – wie weit darf ich gehen, was kann ich als Gruppenleiterin noch selbst entscheiden und wo hört auch mein Zuständigkeitsbereich auf? Da gehts dann eben nicht mehr rein nur um die persönlichen Grenzen. Das fängt aber schon damit an, dass auch die Gruppengröße exakt geregelt ist – ich kann ja nicht alleine auf eine Gruppe von beispielsweise 100 Teilnehmer*innen aufpassen. Bei uns ist das zum Beispiel mit 14 Teilnehmer*innen geregelt (pro Gruppenführer*innen). Ebenfalls ist es uns nicht erlaubt Leute ans Seil zu nehmen.